Neuer Standort für das Stadtarchiv: Pestalozzischule

Von | 13. Juni 2017

Kein Weg führt daran vorbei, für das Stadtarchiv ein neues Zuhause zu schaffen. Aufgrund der Baumängel im Stadthaus droht es dort bei starkem Regen im wahrsten Sinne des Wortes abzusaufen. Die ehemalige Pestalozzischule ist der geeignete neue Standort.

Erforderlich wird allerdings eine bauliche Erweiterung, die entweder durch

  1. einen Verbindungstrakt („Verbindungsbau“) zwischen Hauptgebäude und ehemaliger Turnhalle hergestellt wird oder
  2. durch ein neues als „Kopfbau“ bezeichnetes Gebäude.

Funktional lässt sich gegen den „Kopfbau“ so wenig einwenden wie gegen den „Verbindungsbau“.

In der gemeinsamen Sitzung von Kulturausschuss und Unterausschuss für Denkmalschutz am 1.6.2017 bestand die nahezu einhellige Auffassung, dass dem „Kopfbau“ der Vorzug nicht zuletzt aus denkmalpflegerischer Sicht zu geben sei. Die einzige abweichende Stimme, die sich aus ästhetischer und denkmalpflegerisch abweichender Sicht dagegen aussprach, war die von Reinhard-Friedemann Schulz, Kulturpolitischer Sprecher der Allianz für Bonn.

Die Mehrheitsmeinung verkennt, dass sich Pestalozzischule und Collegium Leoninum zusammen als ein architektonisch harmonisches Ensemble darstellen. In dieses würde der beabsichtigte“ Kopfbau“ wie ein Keil hineingetrieben und als Fremdkörper die bestehende Harmonie ein für alle Mal zerstören. Offenbar hat man bei der Entscheidung die Pestalozzischule isoliert betrachtet, was aus stadtarchitektonischer Sicht verfehlt ist.

Richtig ist allerdings, dass der „Verbindungsbau“ (1. Alternative) nur einen Teil der Fensterflanke der Pestalozzischule unbeeinträchtigt ließe, wohingegen sie beim „Kopfbau“ (2. Alternative) voll erhalten bliebe. Aber was nützt die schönste Fensterfront, wenn sie von der Öffentlichkeit nur unter erschwerten Bedingungen wahrgenommen werden kann. Denn sichtbar wäre sie im Falle des „Kopfbaues“ nur für den Betrachter, der sich in den Innenhof zwischen Pestalozzischule, Depot, Alter Turnhalle und „Kopfbau“ begeben würde. Erreichbar wäre der Innenhof von der Straße durch eine Passage. Aber welche Verlockung bestände für Passanten, hier hindurchzugehen?

Dagegen ließe der „Verbindungsbau“ zwar nur die in der Vertikalen erste Fensterreihe und die beiden oberen Fensterreihen in der Horizontalen unberührt, sie wären aber wenigstens teilweise von der Straße aus sichtbar. Dies selbstverständlich im Wesentlichen nur von der gegenüberliegenden Straßenseite. Aber ist derartiges nicht der Normalfall?

Nicht zuletzt könnte auch der kleine Baumbestand vor der alten Turnhalle zur Straße hin erhalten bleiben.

RFS