Erhalt des Kopfbuchenwaldes auf dem Venusberg

Von | 29. September 2015

Die Verwaltung wird gebeten zu überprüfen, auf welche Weise der Erhalt des Kopfbuchenwaldes auf dem Venusberg dauerhaft ermöglicht werden könnte.

1. Im Detail sollte untersucht werden,

• welcher der zurzeit noch erhaltenen drei Kopfbuchenwaldbestände oder ein anderer Buchenbestand sich dazu eignet, nachwachsende Buchen so zu behandeln, dass sie langfristig die absterbenden alten Kopfbuchen ersetzen könnten.

Die Verwaltung wird gebeten zu überprüfen, auf welche Weise der Erhalt des Kopfbuchenwaldes auf dem Venusberg dauerhaft ermöglicht werden könnte.

1. Im Detail sollte untersucht werden,

• welcher der zurzeit noch erhaltenen drei Kopfbuchenwaldbestände oder ein anderer Buchenbestand sich dazu eignet, nachwachsende Buchen so zu behandeln, dass sie langfristig die absterbenden alten Kopfbuchen ersetzen könnten.

• wie groß dieses Areal sein sollte, um nachhaltig einen Kopfbuchenwald zu erhalten.

• welche Voraussetzungen zu erfüllen sind, um den „Kulturwald“ mit der Zertifizierung des Naturwaldes auf dem Venusberg in Übereinstimmung zu bringen. (Bei einem Kopfbuchenwald handelt es sich um einen „Kulturwald“, da zu seiner Pflege Eingriffe in die Natur notwendig sind.)

• ob mit den jetzigen Eigentümern der Waldparzellen des vorgesehenen Areals ein Einvernehmen zu erzielen ist, oder ob es sinnvoller wäre, die Parzellen durch Kauf in städtisches Eigentum zu überführen. (Ein Quadratmeter kostet ca. 1,50 – 2,-€; für einen Kopfbuchenbestand sollten 1-2 Hektar zur Verfügung stehen.)

• falls der Kauf die sinnvollere Option wäre, welche Kosten über welchen Zeitraum gestreckt auf die Stadt zukommen.

2. Die Verwaltung wird gebeten, bei Einrichtungen des Umwelt- und Naturschutzes für dieses Projekt zu werben (z.B. Naturpark Rheinland). Vor allem sollte ermittelt werden, ob Fördermittel zur Verfügung gestellt werden könnten.

Begründung

Die Kopfbuchenbestände stellen in unserer Region ein einzigartiges Kulturlandschaftselement dar und sind bei der Bevölkerung, insbesondere bei den Kindern, sehr beliebt.

Der Naturpark Rheinland hat sich in Anerkennung dieser naturhistorischen Besonderheit bereit erklärt, Bonn als Sieger des Wettbewerbes „Naturpark 2015“ den Förderpreis von 80.000,-€ zuzusprechen. Diese Fördermaßnahme soll nun zweckgebunden in den Bau eines Holzsteges fließen, um eine „Besucherlenkung“ in den Kopfbuchenwald vorzunehmen.

Wichtiger als ein Holzsteg wäre allerdings der Erhalt des Kopfbuchenwaldes. Eine größere Zahl der beeindruckenden Kopfbuchen ist in den letzten zehn Jahren bereits aus Altersschwäche zerbrochen oder musste gefällt werden. Die letzten Kopfbuchen werden sich nicht mehr lange halten lassen. Daher muss dringend für Nachwuchs gesorgt werden, damit unsere Kinder und die späteren Generationen sich noch an diesem besonderen Wald erfreuen können.

Stellungnahme der Verwaltung vom 28.10.2015 (Drucksachen-Nr. 1513069)

Zu 1)

Der Bonner Stadtwald wird seit über 40 Jahren nach den Grundsätzen der naturnahen Waldbewirtschaftung bewirtschaftet und ist seit über zehn Jahren mit dem Naturland-Zertifikat zertifiziert. Mit über 80% Laubholzanteil und einer großen Baumartenpalette ist eine hohe Naturnähe gegeben. Generell ist der gesamte Bonner Stadtwald in seiner Biodiversität im aktuellen Zustand extrem hochwertig einzuschätzen. Alle drei städtischen Kopfbuchenbestände weisen ungefähr dieselben Strukturen auf. Die Buchen sind hier zwischen 136-171 Jahre alt. Es ist nicht möglich, diese alten Kopfbuchen erneut zu köpfen, da die Bäume nicht vital genug sind und dann absterben würden.

Weitere Buchenbestände sind im Bonner Stadtwald vorhanden.

Um ein neues Projekt in einer der drei Abteilungen oder in einem anderen Buchenbestand durchzuführen, müssten, damit ausreichend Licht auf den Boden fällt, Kopfbuchen bzw. Buchen im größeren Umfang gefällt werden. Zudem sollte der Waldbestand die notwendigen Strukturen haben (junge ca. 40-60 jährige Buchen in einer Verteilung von mindestens 15×15 Metern). Unter diesen Voraussetzungen könnte hier die Entwicklung der Kopfbuchen exemplarisch untersucht werden. Ob dies Erfolg haben wird, kann von der Verwaltung nicht abgeschätzt werden, da hier Erfahrungswerte fehlen.

Versuchsweise, um Erfahrungen zu sammeln und die Entwicklung zu beobachten, könnten im Bereich des neuen Holzsteges am Wildgehege 2-3 Kopfbäume geköpft werden.

Die Besucherinnen und Besucher des Venusberges und des Holzsteges könnten die Entwicklung damit aktiv miterleben.

Die Kopfbuchen stammen aus einer Zeit, in der die Waldbewirtschaftung noch eine völlig andere Wertigkeit hatte. Dieses Verfahren wurde während der Waldweideperiode im Kottenforst eingeführt, da man sonst zu starken Terminaltriebverbiss hatte und somit keine Bäume mehr hochwuchsen. Man wählte überwiegend fruchttragende Bäume aus (Eiche, Buche, Kastanie,…), deren Kopftriebe regelmäßig als Brennholz genutzt wurden. Unter den Bäumen war folglich alles „leergefressen“ und artenarm. Die Kulturlandschaft hat sich seit damals stark geändert und die Waldbewirtschaftung ist eine völlig andere geworden. Waldweide ist per Gesetz verboten und man arbeitet auch nicht mehr aktiv mit Kopfbuchen. Alte Waldnutzungsformen wie der Nieder- und Mittelwald sind heute in Freilichtmuseen oder speziellen Museumswäldern zu bewundern. Diese haben aber meist einen musealen Charakter und keine wirtschaftliche Bedeutung mehr und werden hier kostenintensiv für die Besucher vorgehalten.

Für die langfristige und dauerhafte Anlage eines komplett neuen Kopfbuchenwaldes schätzt die Verwaltung den Flächenbedarf auf mindestens ein bis zwei Hektar, um das Gelingen eines solchen Projektes zu ermöglichen. Die Tendenz geht aber deutlich zu den zwei Hektar. Es liegen keine Erfahrungswerte vor und somit wäre es ein reiner Versuch ohne Erfolgsgarantie.

Die Anfrage zu den Voraussetzungen wie der „Kulturwald“ mit der Zertifizierung des Naturwaldes auf dem Venusberg in Übereinstimmung gebracht werden kann, ist schriftlich an Naturland rausgegangen. Die Antwort wird schnellstmöglich nachgereicht.

Der Kontakt zu den Eigentümern müsste aufgenommen und ein Einvernehmen hergestellt werden. Ein Kauf wäre hier immer zu präferieren, da somit eine langfristige Bewirtschaftung durch die Stadt Bonn sichergestellt wäre.

Die Kosten können nicht wirklich abgeschätzt werden, da für jede Waldparzelle ein Waldwertgutachten erstellt werden muss. Die Schätzpreise liegen etwa zwischen 1,50€ bis 4,00€ je Quadratmeter Land. Das Gutachten hängt vom aufstockenden Bestand ab und ist somit variabel. Ein möglicher Ankauf kann bei Einvernehmen mit den jetzigen Eigentümern schnell von statten gehen. Hier wäre dann das Liegenschaftsamt zu beteiligen.

Zu 2)

Das Projekt kann erst konkret beworben werden, wenn es konkrete Pläne gibt. Die Verwaltung wird den Abruf von Fördermitteln prüfen, sobald ein konkreter Auftrag durch die Politik vorliegt.