Keine weitere Bausünde in Bonn!

Von | 27. März 2017

Weil das Grundstück Erzbergerufer 15 aufgrund seiner Lage von herausragender Qualität ist und bereits aus diesem Grund für das künftige Bild der Stadt Bonn ein geradezu einmaliges Potential bietet, darf es nicht merkantilem Denken geopfert werden!

Es sollte in städtischem Besitz bleiben und für eine Arrondierung und den Ausbau des Bereiches der Beethovenhalle/Campus der Musik und weiterer Nutzung im Bereich der Kultur vorbehalten werden.

Da der Rat am 30.3. beschließen soll, dieses Filetgrundstück zur Errichtung eines Hotelneubaus im Standard- bis Premiumsegment auszuschreiben, wäre die einmalige Chance dahin, einen „Campus der Musik“ an einem einzigartigen Ort unmittelbar neben der erneuerten Beethovenhalle zu verwirklichen, der Bonn nachhaltig und dauerhaft mit der internationalen Musikszene verknüpft. Hier könnte klassische und moderne Musik Generationen von jungen Künstlern vermittelt werden, hier könnte gelehrt und gelernt, geübt und kommuniziert werden und ein internationales Netzwerk entstehen, das der globalen Bedeutung des größten Sohnes der Stadt auf Dauer gerecht wird.

Die außergewöhnliche Attraktivität des Grundstücks ist durch die hervorragenden Entwürfe zum Festspielhaus von Architekten mit höchstem internationalem Ansehen hinreichend dokumentiert. Das berechtigt zu der Frage, was von einem Hotelinvestor zu erwarten ist, der für ein Durchschnittshotel sicher nicht eine architektonische Höchstleistung erbringen wird. Dass der auch von der Dehoga bestrittene Bedarf nur behauptet aber nicht einmal bewiesen ist, macht das Unterfangen zusätzlich zweifelhaft.

In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass Bonn bei den großen Hotels mit mehr als 100 Zimmern bereits über eine Kapazität von rund 2200 Zimmern verfügt; dazu kommen noch die vielen kleinen und mittelständischen Betriebe, die um ihre wirtschaftliche Zukunft kämpfen müssen. Zumal derzeit drei weitere Hotelprojekte im Bau bzw. in der Planung sind. Die derzeitige Auslastung von unter 50% macht ein weiteres Hotel obsolet.

Die Allianz für Bonn Ratsfraktion hatte im Kulturausschuss einen Dringlichkeitsantrag gestellt, der die Tür zum Bonner „Campus der Musik“ weit geöffnet hätte. Allerdings wurde die Dringlichkeit unter Wortführung des StV Achtermeier abgelehnt, da die Sache noch in Ausschüssen und im Rat behandelt würde und überdies Grundstücksfragen nichts mit Kultur zu tun hätten. Er übersah dabei, dass es die letzte Sitzung des Kulturausschusses vor dem Rat gewesen war und Kultur nicht im luftleeren Raum sondern auf dem Boden stattfindet, was die mehrfache Befassung des Ausschusses mit Grundstücksfragen in Sachen Pantheon bewiesen hatte.

Die Allianz für Bonn wird daher nunmehr einen Änderungsantrag im Ausschuss für Wirtschaft und Arbeitsförderung sowie im Rat einbringen, der eine Vorfestlegung der Stadt für eine Hotelnutzung verhindern und die Chance eröffnen soll, ein Konzept zu entwickeln, wie Bonn den internationalen Nachwuchs der Musikszene durch Stipendiaten, Patenschaften, Wettbewerbe und Nachwuchsfestivals fördern und sein Profil über das Jubiläumsjahr hinaus schärfen kann. Es gilt für Bonn, jede Chance als Beethoven-Stadt zu nutzen und sich so dauerhaft einen global anerkannten Stellenwert in der internationalen Musikwelt zu sichern.

Änderungsantrag der Ratsfraktion Allianz für Bonn zum Beschlussvorschlag, das Grundstück Erzbergerufer 15 zur Errichtung eines Hotelneubaus im Standard- bis Premiumsegment auszuschreiben.

  1. Von der Weiterverfolgung der Ausschreibung des Grundstückes Erzbergerufer Nr. 15 wird seitens der Bundesstadt Bonn abgesehen.
  2. Das Grundstück bleibt in städtischem Besitz und wird für eine Arrondierung und den Ausbau des Bereiches Beethovenhalle / Campus der Musik sowie ggf. weiterer Nutzung im Bereich der Kultur vorgehalten.

Begründung:

Das Grundstück Erzbergerufer 15 ist aufgrund seiner Lage von herausragender Qualität und bietet bereits aus diesem Grund für das künftige Bild der Stadt – in optischer Hinsicht und im übertragenen Sinne – ein geradezu einmaliges Potential.

Sein unmittelbares Angrenzen an das Grundstück der Beethovenhalle prädestiniert es für eine Vervollständigung des Ensembles Beethovenhalle / Oper. Nicht umsonst sollte es der Platz eines künftigen Festspielhauses werden.

Bonn verfolgt das Ziel, Beethovenstadt zu werden, um national und international ein entsprechend attraktives Profil zu haben. Dem dient ein Musik-Campus mehr als ein weiteres Hotel.

Damit stellt sich die Frage, ob der von der Stadtverwaltung geltend gemachte Bedarf an Hotelbetten tatsächlich besteht. Dieser wird vom Hotel- und Gaststättenverband vehement bestritten.